JP Schwarz - Workshop 3


Form & Fokus - Zeichnen auf getöntem Papier 

 

"Die alten Meister haben ihre Leinwände zumeist mit einem braunen Mittelton grundiert, um dann von diesem Ton ausgehend sowohl ins Dunkle, wie auch ins Helle zu malen. Getöntes Papier erlaubt uns das ebenfalls. Licht kann z.B. auf diese Weise leichter dargestellt werden. In diesem Workshop geht es aber vor allem um Form und Fokus - beides kann mit hellen Tönen herausgearbeitet werden. Dieses Höhen gibt einer Strichzeichnung erst den richtigen Kick."





Unser Interview mit JP Schwarz:


Moin Jan Philip,

Du arbeitest als Illustrator und hast beim letzten Sketchertreffen in München einen Workshop gegeben, bei dem es darum ging die eigene Komfortzone zu verlassen. Anhand Deiner Skizzen hast Du schön erläutert, dass man manchmal auch Mut braucht, um ein besonderes i-Tüpfelchen zu setzen. Technik ist natürlich ein Aspekt, aber für den besonderen Kniff in der Skizze braucht es manchmal eine gewisse Portion Mut.

Also Hand aufs Herz - bist Du immer mutig beim Zeichnen?

Nein, eigentlich eher nicht. Ich gehe recht strukturiert an meine Zeichnungen ran und plane die Bildkomposition meist sehr genau. Für Mut brauche ich Muße. Dazu muss ich allein sein, ohne die Ablenkung von Unterhaltungen mit Kollegen oder Passanten. Denn Mut brauche ich nur, wenn ich meine bekannten Pfade verlasse und Neues versuche - und dafür muss ich mich konzentrieren. Das Ergebnis kann dann schon mal ordentlich in die Hose gehen und daher habe ich es lieber, wenn mir niemand über die Schulter guckt, denn Zuschauer hemmen mich eher, als dass sie Mut freisetzen.

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Viele Deiner Skizzen zeigen Alltagssituationen. Zeichnest Du diese eher alleine oder triffst Du Dich auch regelmäßig mit anderen Sketchern?

Wenn eines bei meinem Urban Sketching nicht zutrifft, dann Regelmäßigkeit. Leider. Ich würde gern viel und oft zeichnen, komme aber meistens nicht dazu. Letztes Jahr war ungewöhnlich, denn da bin ich gleich sieben Mal auf Reisen gewesen, teilweise nur um zu zeichnen. Das mache ich immer mit einer Gruppe Gleichgesinnter und wir verbringen dann wirklich die komplette Woche nur mit Zeichnen. Aber es kam auch schon vor, daß ich mein Skizzenbuch ein ganzes Jahr nicht angerührt habe, weil sich einfach keine Gelegenheit ergab. Meistens habe ich jedenfalls jemanden neben mir sitzen, Freunde, Kollegen oder meine Frau. Ich empfinde Urban Sketching als sehr gesellig, andererseits kann ich auch den ganzen Tag alleine durch die Gegend ziehen und zeichnen. Beides ist unglaublich erholsam und lädt die Batterien ruckzuck wieder auf.

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In München hast Du mal erzählt, dass Du vermehrt mit der Feder zeichnest. Wie sieht denn Dein Equipment aus, was Du zur Zeit am liebsten benutzt?

Ich habe seit fünf Monaten nicht mehr gezeichnet, daher habe ich gerade keinen Favoriten. Wenn ich wieder anfange, dann ist alles möglich, dann zeichne ich vielleicht mit Bleistift oder Kuli, vielleicht auch mit Fineliner, Feder oder Aquarell. Wer weiß, das ändert sich bei mir ständig.

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Du arbeitest beruflich ja auch mit dem Rechner an Zeichnungen. Beim Urban Sketching sieht man immer wieder das Tablett als Zeichenwerkzeug. Wird sich das weiter durchsetzen? Was meinst Du?

Nein, das glaube ich nicht. Draußen zu zeichnen ist pure Romantik, da werden die meisten eher beim altmodischen Stift bleiben. Für mich selbst ist es tatsächlich sehr wichtig, daß ich wieder einen Stift in der Hand halte, dass ich wieder rumschmieren, kratzen und kleckern kann. Dieses haptische Erlebnis brauche ich einfach nach all der Zeit am sterilen Tablett.

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Was gefällt Dir am Urban Sketching besonders?

Da gibt es einiges. Ich werde aufmerksamer, sehe mehr, achte auf mehr und kann mich über alles freuen. Ich nehme Licht und Formen bewußter wahr, entdecke in allem Kompositionen und bemerke das Leben dazwischen viel intensiver als sonst... Menschen in Cafés, Tauben auf dem Platz, bunte Marktschirme, Strandkörbe und Kinder, die drum herum laufen... es gibt so unendlich viel zu sehen und durch das Urban Sketching wird alles zu einem mitreißenden Konzert aus Farben und Klängen und Düften und Bewegungen und Kompositionen.

Dann die Menschen um einen herum, diejenigen, die mit einem zeichnen und die, die einen beim Zeichnen entdecken oder einem zusehen.

Und dann ist da noch die Erholung. Abends bin ich vom Zeichnen erschöpft, mehr als wenn ich den ganzen Tag am Rechner illustriere, aber gleichzeitig fühle ich mich erfrischt, denn das Zeichnen im Freien ist wahnsinnig belebend.

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Kennst Du eigentlich Frust, wenn eine Zeichnung nicht gelingt?

Frust gehört genauso dazu wie die Freude. Vor Fehlern und Frust ist man nicht gefeit, egal wie erfahren man ist. Aber 'Fehler' sind ja oft total subjektiv. Man sollte immer das Gute sehen, das man erreicht hat. Von dem, was nicht so glücklich macht, gibt es in der Regel sowieso genug. Ich versuche Makel immer als Ansporn zu sehen, denn nur wenn ich Unzufriedenheit spüre, arbeite ich an dem, was mich stört, und verbessere mich dadurch. Das Negative sollte jedenfalls niemals das Positive überwiegen, sonst macht's keinen Spaß mehr. Und am Ende ist das ja der Grund, warum wir uns raussetzen, weil's einfach Spaß macht.

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Die genauen Workshop-Themen stehen ja noch nicht ganz fest. Aber trotzdem, was können die Teilnehmer von Dir lernen, die per Los in Deinem Workshop landen?

"Einfach machen". Lernen wird man am besten mit dem, was man am liebsten mag, nämlich z.B. mit dem Lieblingsstift und Lieblingsbuch beim Zeichnen von Lieblingsmotiven. Das findet man aber nur raus, wenn man offen bleibt und immer wieder etwas Neues ausprobiert - und auch nach dem Entdecken der Lieblinge weiter offen bleibt für Neues. In der Essenz war das mein Thema vom Workshop im letzten Jahr. Dieses Jahr könnte es Perspektive werden, oder Menschen zeichnen, oder Kompositionen finden, oder Autos zeichnen... wer weiß, wir werden ganz sicher etwas finden.

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Und was sollte im Reisegepäck auf keinen Fall fehlen?

Ein Klapphocker und ein kühles Bierchen. :)

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Jan Philip, vielen Dank fürs Interview. Wir sehen uns spätestens am 1.-3.9.2017 in Eutin

(Das Interview führte Kai M. Schluck)

     

Weitere Infos zu Jan Philip (JP) Schwarz findet Ihr im Internet:

www.schwarzmalerei.com